thien tran ist tot. die nachricht kam einige tage vor weihnachten in diesen seltsamen zustand zwischen trubel und rückzug hinein, und was sie auslöste, was sich einstellte, war ein ungefühl. kein schock. keine tränen. nur wurden die dinge in der welt ein wenig ungreifbarer, durchsichtiger – und das dahinter blieb versperrt.
wenn wir nun versuchen zu sprechen, sprechen wir notwendigerweise nur von und für uns selbst.
die endgültige absage, die thiens tod ist, steht uns jedoch ins gesicht geschrieben, wir können und wollen keine momente ausgraben, keine treffen und gespräche wiedergeben, keine texte zitieren. nicht jetzt. wir wollen kein biopic, wir können nicht literarisierend die leere überkleistern.
das meint kein ausschweigen, keine kälte, sondern reduktion, überlegtheit – eine atempause vielleicht. die dem tod raum gibt. im aussetzen des sprechens, in jener automatischen tätigkeit, die inbegriff des lebens ist: im atmen. diese atempause schulden wir dem menschen, der auch ein dichter war, dem sohn, dem bruder und dem freund, den wir nach den vielen alltäglichen absagen, die wir ihm – so sah er es wohl, so konnte er es wohl nur sehen – erteilt haben, vielleicht einen verhinderten mehr als einen verlorenen freund nennen müssen.

berlin, 12.01.2011

tom bresemann, simone kornappel, philip maroldt